Vergleich allozentrischer Lokalisationsfähigkeit in sehenden und blinden Personen im Freifeld und in virtueller Akustik (de)
* Presenting author
Abstract:
Viele psychoakustische Studiendesigns zur Schallokalisation untersuchen die egozentrische Perspektive, bei der der Ort der Schallquelle relativ zum Ego, d.h. dem/r Zuhörenden eingeschätzt wird. Studiendesigns mit allozentrischer Perspektive, bei der z.B. der relative Ort zweier Schallquellen zueinander eingeschätzt wird, erfordern vom Zuhörer zusätzliche kognitive Ressourcen, da ein vom Ego unabhängiges räumliches Koordinatensystem gebildet werden muss. Diese Studie untersucht den Einfluss der Sehfähigkeit und der Darbietungsart auf die allozentrische Lokalisationsfähigkeit in der Azimuthebene. Ein spatial bisection Task wurde im Freifeld über 13 Lautsprecher auf einem Kreisbogen in 3 Metern Entfernung im Bereich ±24° durchgeführt, wobei 20 Normalsehende (sehend und verblindet), als auch acht blinde Personen gemessen wurden. Zusätzlich wurde das Experiment mittels kopfhörergebundener virtueller Akustik wiederholt. Alle Messungen wurden vorne, hinten und lateral links durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die allozentrische Lokalisationsfähigkeit vorne am genausten ist (Diskriminationsschwellen 11°-16°) und hinten und lateral schlechter. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede der Diskriminationsschwellen in Bezug auf die Sehfähigkeit. Individuelle Pinna und Torso Cues, wie sie bei der Freifeld-Messung genutzt werden, verbesserten das Abschneiden aller Versuchspersonen im Gegensatz zur Kopfhörerdarbietung. Waren sie nicht vorhanden, wie in der virtuellen Akustik, war die Lokalisationsgenauigkeit signifikant herabgesetzt. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die Wichtigkeit individueller Außenohrakustik für präzise Schallokalisation.